Traumatherapie

Somatic Experiencing® (SE) 

Somatic Experiencing® (SE) ist ein körperorientierter therapeutischer Ansatz, entwickelt von Dr. Peter A. Levine – einem wegweisenden Psychologen und Autor, der international für seine Arbeit im Bereich Traumabewältigung bekannt ist.

Im Zentrum von Somatic Experiencing steht die Erkenntnis, dass unser Körper Erlebnisse – besonders emotionale und traumatische – speichert und ausdrückt. Wenn solche Erfahrungen nicht vollständig verarbeitet werden, können sie im Nervensystem „feststecken“ und zu innerer Anspannung, Stress oder Erschöpfung führen.

SE richtet den Fokus auf das autonome Nervensystem und dessen Reaktionen. Der Ansatz verbindet kognitives Verstehen mit einem tiefen Spüren über den Körper – dem sogenannten felt sense, also dem verkörperten Erleben. Ziel ist es, wieder Kontakt zu den eigenen Körperempfindungen aufzunehmen und ein Gefühl von Sicherheit im eigenen Körper zu entwickeln. Diese somatische Achtsamkeit bildet die Basis, um auch Gedanken, Gefühle und Erinnerungen behutsam zu erkunden.

In der Praxis bedeutet das: Wir tracken (verfolgen) innere Körperempfindungen, die oft mit bestimmten Gedanken, Emotionen oder Überzeugungen verbunden sind. Mit Methoden wie Pendulation (sanftes Hin- und Herpendeln zwischen Anspannung und Entspannung), Resourcing (Zugang zu inneren und äußeren Kraftquellen) und Titration (kleinschrittige Annäherung an schwierige Inhalte) wird sichergestellt, dass der Prozess nicht überfordert, sondern stabilisierend wirkt.

Durch diesen achtsamen, körperbasierten Weg entsteht oft ein tiefes Gefühl von Wandel: Menschen, die sich lange gefangen oder ausgeliefert gefühlt haben, spüren, dass sie wieder Wahlmöglichkeiten und Handlungsspielraum haben. Aus dem engen „Tunnel“ des Traumas kann ein weiter Raum voller neuer Möglichkeiten entstehen.

Somatic Experiencing unterstützt dabei, innere Stärke, Selbstwirksamkeit und ein Gefühl von Ganzheit wiederzufinden. Das Trauma bleibt ein Teil der eigenen Geschichte – aber es übernimmt nicht mehr die Kontrolle über das Leben.

Der Schlüssel zur Traumabewältigung ist nicht, das Trauma wieder zu erleben,sondern neue Erfahrungen im Körper zu schaffen.

Dr. Peter A. Levine

Unser Gehirn und Nervensystem sind nicht isoliert, sondern vernetzt und sozial. Im Kern sind wir soziale Wesen, die sich durch die Verbindung mit anderen regulieren.

Dr. D. Poole Heller

SATe – Somatic Attachment Therapy

Die Bindungstheorie, ursprünglich vom Psychologen John Bowlby entwickelt und später von Mary Ainsworth weitergeführt, bietet ein hilfreiches Modell, um zu verstehen, wie unser Bindungssystem entsteht, wie es sich zeigt – und auch, wie es in Beziehungen gestört werden kann.

Schon von Geburt an sind wir Menschen darauf programmiert, Bindungen zu anderen einzugehen – das ist überlebenswichtig. In der menschlichen Entwicklung hatten Babys, die in der Nähe ihrer Bezugspersonen blieben, eine deutlich höhere Chance, gesund aufzuwachsen.

Wenn unsere primären Bezugspersonen zuverlässig da sind und feinfühlig auf unsere Bedürfnisse reagieren, lernen wir: „Ich kann mich auf dich verlassen.“ Aus dieser Erfahrung entsteht ein tiefes Gefühl von Sicherheit – die Grundlage dafür, dass ein Kind neugierig und selbstbewusst die Welt entdecken kann.

Kinder, die in einem Umfeld mit viel Fürsorge, Aufmerksamkeit und emotionaler Verlässlichkeit aufwachsen, entwickeln meist eine sichere Bindung. Doch wenn Kinder häufig das Gefühl haben, dass ihre Bedürfnisse nicht gesehen oder erfüllt werden – sei es durch emotionale Vernachlässigung, Geburtstrauma, Krankheit oder schwierige soziale Umstände – dann können sogenannte Bindungsverletzungen entstehen. Das führt oft zu bestimmten emotionalen Mustern oder Verhaltensweisen, die in der Kindheit hilfreich waren, um schwierige Situationen zu überstehen, im Erwachsenenalter aber eher hinderlich sein können.

Somatic Attachment Therapy (SATe) bietet einen geschützten Raum, in dem wir solche frühen Erfahrungen in Ruhe anschauen und verarbeiten können. In einer sicheren, unterstützenden Atmosphäre lernen Menschen mit unsicherer Bindungserfahrung, wieder Vertrauen zu fassen, ihre Gefühle besser zu regulieren und sich selbst liebevoller zu begegnen.

Langfristig kann eine bindungsorientierte Therapie helfen, innere Stabilität und emotionale Ausgeglichenheit zu entwickeln. Diese Fähigkeiten wirken sich positiv auf viele Lebensbereiche aus – wie Beziehungen, Selbstwertgefühl, Entscheidungsfähigkeit und die generelle Lebensqualität.

ISP™Integral Somatic Psychology™ 

Integral Somatic Psychology™ (ISP™) ist ein ganzheitlicher Ansatz zur Heilung, der körperorientierte Methoden mit psychologischer und emotionaler Arbeit verbindet. Im Mittelpunkt steht das Verständnis, dass Körper, Geist und Seele eng miteinander verbunden sind. ISP™ integriert klassische Psychotherapie mit körperbasierten Techniken und bietet so einen umfassenderen Weg, um Trauma, Bindungsthemen und emotionale Herausforderungen zu bearbeiten.

Ein besonderer Wert von ISP™ liegt darin, dass wir lernen, mit unseren Gefühlen in Kontakt zu bleiben, ohne von ihnen überflutet zu werden. Indem wir emotionale Energie im Körper bewusst halten können, entwickeln wir mehr Selbstregulation. Das hilft uns nicht nur dabei, schwierige Emotionen besser zu verarbeiten – wir öffnen uns auch für ein breiteres, lebendigeres emotionales Erleben.

Dieser Ansatz ist besonders hilfreich für Menschen, die sich eine tiefgreifende und integrative Form der Heilung wünschen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Therapieformen bezieht ISP™ den Körper aktiv mit ein – und ist deshalb besonders wirksam bei der Arbeit mit Trauma, emotionaler Dysregulation oder frühen Bindungsverletzungen.

Mit der Zeit kann ISP™ tiefgehende und nachhaltige Veränderungen ermöglichen: mehr emotionale Stabilität, ein klareres Selbstverständnis und ein gesteigertes Gefühl von innerem Wohlbefinden – nicht nur gedanklich, sondern auch tief im Körper erfahrbar.



Wenn wir versuchen, eine emotionale Erfahrung loszuwerden, versuchen wir, einen anderen emotionalen Zustand zu erzeugen.

Dr. Raja Selvam